Mittwoch, 24. September 2014

Bus fahren

Öffentliche Verkehrsmittel sind in Barranquilla Busse. Man sollte annehmen, dass das grundsätzliche Ziel des Busverkehrs ist, denke ich, Menschen von A nach B zu transportieren, im Idealfall sicher, zuverlässig und komfortabel. In Barranquilla kommen einerseits weitere Faktoren hinzu, z.B. die Beleuchtung und Anlage, andererseits werden zuvor genannte vernachlässigt. Der hiesige Bus ist ein älteres, dennoch funktionierendes, metallisches Ungetüm, das individuell gestaltet wurde. Individuell bedeutet, dass so ziemlich alles verändert wurde, was der gemeine Mechaniker und Lackierer zu leisten im Stande ist, gewissermaßen eine Ausgabe von Pimp my Bus. Für die Kolumbianer eminent wichtig: Musik; demzufolge verfügt jeder Bus über das entsprechende System, um seine Gäste mit den Klängen der Karibik zu versorgen. Über den Tag ist das noch bei recht geringer Lautstärke zu vernehmen. Sobald es dunkel wird, dreht der Busfahrer am Lautstärkeregler und die Boxen schreien um Gnade. Der Kolumbianer liebt laute Musik, vollkommen egal, wenn die Boxen übersteuern. Die Außengestaltung ist je nach Besitzer der Geschosse unterschiedlich und deutet auf die Richtung des Busses hin. Genauere Infos kann man den kleinen Schildern hinter der Windschutzscheibe entnehmen, welche zu lesen sind, wenn der Bus an einem vorbeibrettert. Das führt mich zum nächsten Punkt: das Ein- und Aussteigen. Haltestellen werden grundsätzlich überbewertet. Die Busse in Barranquilla agieren vielmehr wie ein Taxi auf einer festgeschriebenen Route. Man kann sich die Orte auf der Route aussuchen und winkt den Bus heran oder springt nach einem Piepen, das den Haltewunsch markiert, einfach aus dem Bus. Ich persönlich finde dieses System großartig. Zurück zum Bus; eines der genannten Kriterien war Sicherheit. Nun, da im Inneren des Busses fast alle überflüssigen Bestandteile, die zur Sicherheit beitragen könnten, herausgenommen wurden (vermutlich um Gewicht zu sparen), fragt sich der gemeine TÜV-Süd Mitarbeiter Bernd Müller mit versteinerter Miene, was genau in diesem Bus für Sicherheit sorgen soll. Die einfache Antwort, es ist eine Person namens Jesus, gelegentlich in Begleitung zahlreicher Heiliger, denen in Form von Figuren, Stickern und sonstigen Merchandiseartikeln der katholischen Kirche gehuldigt wird. Hinzukommt das fahrerische Können der Busfahrer. Es ist mir weiterhin ein Rätsel wie lässig sie diese Monster navigieren und nebenbei auch noch abkassieren können. Ich habe großen Respekt vor den Jungs und fühle mich sicher. Nachts kann man die Busse absolut nicht übersehen. Sie erstrahlen dann in sämtlicher Christbaumbeleuchtung, die zu finden war, ab und an auch mit Blaulicht oder Grünlicht, je nachdem was besser zum Rest passt. Kurzum, jeder Bus ist individuell und mit viel Liebe zum Detail verändert worden, somit ein Unikat.

Tommy
 



 


     

Montag, 8. September 2014

Regen in Barranquilla

Nachdem es in letzter Zeit auf dieser Seite eher ruhig war - ich hatte kein Internet - beglücke ich euch, geliebte Leser, mit einem weiteren Post. Die gestelzten Worte musste ich irgendwann einmal verwenden. Seht es mir nach. Auf den ersten Blick mag ein Post zum Regen etwas sinnfrei erscheinen, aber der Regen hier, insbesondere seine Folgen innerhalb kürzester Zeit, ist anders als in Deutschland. In der Stadt wird an vielerlei Kreuzungen vor gefährlichen Überschwemmungen bzw. reißenden Bächen gewarnt. Man wundert sich, wo das ganze Wasser herkommen soll, das für die ausgewiesene Gefahr sorgt. Mittlerweile weiß ich woher es kommt, von oben. Zum einen habe ich in meinem Leben noch nie so riesige Regentropfen gesehen, die einen regelrecht erschlagen können - nein, ich übertreibe nicht - zum anderen läuft die nur rudimentär vorhandene Kanalisation nach gefühlten 20 Sekunden voll. Aufgrund der unterschiedlichen Höhenniveaus der Stadt, entwickeln sich ungeahnte Kräfte des Wassers, die ohne Probleme Autos mit sich schleifen können. Leider habe ich dazu keine Fotos, da ich weniger Lust hatte, weggespült und wie ein Flipper durch die Straßen geschleudert zu werden; ich verbitte mir auch hier jegliche Skepsis an meinen Ausführungen. Im Anschluss an das Gewitter beginnen die Aufräumarbeiten, wobei sich die Einwohner Barranquillas, wie immer, zu helfen wissen. Eigens präparierte Brücken dienen den Passanten als Überquerungshilfe der überschwemmten Straßen. Ich habe unter Bedrohung meines Lebens ein paar Schnappschüsse machen können. Die Qualität ist eher suboptimal, Beschwerden bitte an den Hersteller meines Handys.

Liebe Grüße

Tommy